Wie bin ich zur Modellbahn gekommen?

Da ich bis vor kurzem auch einen "anständigen" Zivilberuf ausübte, war das Thema Modelleisenbahn für mich eigentlich kein Thema!
Allein schon aus zeitlichen Gründen war mir die Möglichkeit, mich diesem schönen Zeitvertreib zu widmen, absolut nicht gegeben.
Etwas wenig Freizeit, mehr war es über einige Jahre hinweg nicht, war ausschließlich der Familie vorbehalten. Allerdings bedeutete dies für mich auch keinen Verzicht.
Vielmehr war es für mich das schiere Vergnügen - mit all seinen Vorzügen, Nachteile konnte ich keine entdecken.
Als sich unsere Kinder dann immer mehr weigerten, sich von mir filmen oder fotografieren zu lassen, es ablehnten, aus Kinderbüchern vorgelesen zu bekommen, schien meine Rolle innerhalb der Familie schlagartig abhanden gekommen zu sein.
Der Umstand, dass unser Sohn mit einer jungen Frau ins Kino gehen wollte und sich weigerte, mich als Begleitung in Anspruch zu nehmen, war wohl auch ein untrügliches Zeichen dafür.
So auch die Tatsache, dass unsere Tochter sich intensiv auf die Matura-Prüfungen vorbereitete.
Ich sah diese versteckten Hinweise schon irgendwie, wollte Sie aber nicht so ohne weiteres verstehen oder gar ohne Gegenwehr akzeptieren.
In meiner Umgewöhnungsphase ( warum dauerte die bei mir eigentlich so viel länger als bei unseren Kindern und meiner Frau ?? ) befiel mich, völlig ohne Vorwarnung, der Modelleisenbahn-Virus.
Ich besuchte einen flüchtig Bekannten unserer Familie, um ihm ein Werkzeug zurückzubringen.
Der Weg in die Werkstatt, die er im Firmen-Gebäude seines Arbeitgebers eingerichtet hatte, führte uns zu einer Tür, die nach dem Öffnen längst vergessene Kinderträume freilegten und gleichzeitig immense Möglichkeiten der zukünftigen Freizeitgestaltung darboten.
Auf 28 Quadratmetern Raumgröße stand da eine Modelleisenbahnlandschaft vor mir - ich war schlicht hin und weg.
Und ohne es wirklich zu merken, war ich infiziert!

So sah ich mich veranlasst, mir reichlich Literatur in Form der einschlägigen MOBA-Formate anzuschaffen und ohne Ende zu lesen.
Zu dem einen Thema gibt es soviele Fachbücher und -büchlein, dass man schier den Überblick verliert.

In meinem Gehirn musste ich damals wohl bereits eine Ecke für Anlagen-Pläne möbliert haben. Von all den Bildern in den Heften inspiriert, sah ich vor meinem geistigen Auge dann immer wieder eine Anlage, die in der Realität wohl die Ausmaße eines Fußballfeldes eingenommen hätte.

Tatsächlich ging es dann in den Keller und hier holte mich schließlich doch die Realität ein. Der in Frage kommende Raum maß lediglich 5,5 X 4,5 Meter. Dass ein leerstehender Raum mit den selben Maßen direkt angrenzte, war zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal ein flüchtiger Gedanke, geschweige denn der Ansatz für eine ausgereifte Überlegung.
So holte ich mir schon mal ein Angebot einer befreundeten Trocken-Ausbau-Firma ein, um einen eher genauen Betrag für die notwendige bzw. sehr empfohlene Isolierung des Keller-Raums zu erfahren.
Dieses Angebot bescherte meinen hochtrabenden Plänen für eine allumfassende MOBA-Anlage schon mal einen recht empfindlichen Dämpfer.
Ich war erfolgreich wieder in die reale Welt zurückgekehrt.

Schließlich wurde der Trockenausbau realisiert, gefühlte 250 % des Modellbahn-Budgets der ersten 6 Monate waren damit ausgeschöpft.
Immer mehr griff der Spargedanke bei mir um sich und ich entschloß mich kurzerhand, die Kanthölzer für den Unterbau im Baumarkt zu besorgen und nicht beim Holzfachhändler.
Großer Fehler, sollte aber auch nicht der letzte sein!

Trotz der Sparmaßnahmen wurde mein Budget nicht größer, unsere Kinder wollten nach wie vor essen, auch meine Frau ließ in der Hinsicht kein allzu großes Verständnis oder gar Unterstützung erkennen.
Von meiner Frau ´wurde nach wie vor die Notwendigkeit der Bezahlung des Schulgeldes und ähnlicher Ausgaben als vermeintlich wichtig in den Vordergrund gestellt.
Irgendwie kam ich mir alleingelassen und verraten vor.
Erachtete ich doch die Zufriedenheit und das ausgeglichene Wesen eines Familienvaters als eines der wichtigen Ziele in einem harmonischen Familienleben.